Der Schriftsteller Lutz Seiler aus Wilhelmshorst ist mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik für seinen Nachwenderoman „Stern 111“ geehrt worden, wie die Buchmesse mitteilte. Wegen der Ausbreitung des Coronavirus war die Messe abgesagt und die Preisträger erstmals im Hörfunk, im Deutschlandfunk Kultur, verkündet worden.
Lutz Seiler erzählt in „Stern 111“ von der Zeit direkt nach dem Mauerfall in der DDR, in der alte Gewissheiten nichts mehr galten und neue Regeln noch nicht in Sicht waren.
Zur Begründung der Jury
Der „Stern 111“, er leuchtet spektral. Legendäres Radiofabrikat der DDR, reine Liebe für eine junge Frau, die Sternferne der Dichtkunst genauso wie der Star, der die Eltern des Romanhelden in den Westen lockt. Dieser Roman leuchtet auf jeder Seite, und das mit menschenfreundlichem Humor. Die Milchstraße wird ziegengemacht, in jeder schnell errichteten Mauer krabbeln die Asseln der Schwellenzeiten, unter dem Schimmel der uralten Konserven lauert rätselhafte Süße. In Lutz Seiler kunstvollem Roman wird groß und genau die Neuordnung der Dinge in einem plötzlich regellosen Raum beschrieben, und das in der Verquickung von Geschichtsschreibung und Privatmärchen. Auf die Zeitläufe legt der Autor eine sinnliche Zeitschreibung: die eines werdenden Dichters und jungen Mannes, der sich elternlos finden muss, sich auf den Weg macht in ein poetisches Dasein. Nicht zuletzt erzählt „Stern 111“ – ohne die Geste des „Wenderomans“ bemühen zu müssen – vom sich binnen kurzem veränderndem Herzschlag der Mitte Berlins, erst kommen die Künstler und Maurer, dann die Prostituierten, die Touristen. Während die Älteren die Welt entdecken.
Der Preis der Leipziger Buchmesse zählt zu den wichtigsten Literaturauszeichnungen in Deutschland. Er ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert. Für den Sieg gibt es in jeder Kategorie 15.000 Euro, die fünf Nominierten in jeder Sparte erhalten jeweils 1.000 Euro.
Für den Lyriker und Autor Seiler ist es schon die zweite große Auszeichnung seiner Romane. Sein 2014 erschienenes Debüt „Kruso“, das inzwischen schon verfilmt und auf verschiedenen Theaterbühnen zu sehen war, hatte den Deutschen Buchpreis erhalten.
Weitere Informationen: www.leipziger-buchmesse.de