Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke haben am Samstag in Neuruppin feierlich das Fontanejahr 2019 eröffnet. Bei dem Festakt in der Kulturkirche waren rund 800 Gäste aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Medien sowie viele Bürgerinnen und Bürger dabei.
Unter dem Motto »fontane.200« würdigt Brandenburg vom 30. März bis Fontanes Geburtstag am 30. Dezember 2019 den großen Autor in Kooperation mit zahlreichen Programmpartnern und einem breitgefächerten Veranstaltungsprogramm im ganzen Land und darüber hinaus. Die sechs zentralen Programmsäulen laden mit mehr als 450 Veranstaltungen im ganzen Land Brandenburg Besucher*innen ein, Fontanes Werk und seine Arbeitsweise neu zu entdecken.
Vor der offiziellen Eröffnung hatten Steinmeier und Woidke die Leitausstellung »fontane.200/Autor« im Museum Neuruppin besucht. Der anschließende Gang durch die Neuruppiner Innenstadt führte auch am Fontanehaus, der Löwen-Apotheke, vorbei.
Zur Eröffnung des Fontanejahres sprach Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ein Grußwort und sagte u.a.: „Wenn wir heute die Bücher Theodor Fontanes lesen, dann hören wir auch die Aufforderung, es nicht noch einmal zu einem Untergang Europas kommen zu lassen. Indem wir nämlich miteinander reden – über die Grenzen hinweg, wie er es die längste Zeit seines Lebens praktiziert hat. Aber seine Kunst ist natürlich viel mehr als politisch-moralische Mahnung. Fontane war eine Ausnahmeerscheinung unter den Schriftstellern des neunzehnten Jahrhunderts, seine Romane spiegeln weniger das alte Preußen als vielmehr den Konflikt von Tradition und Moderne und sind vielleicht gerade deshalb so unverändert aktuell. Und er schreibt ohne Schaum vorm Mund – mit Großzügigkeit gegenüber Fehlern und Vorurteilen von Menschen, die ein anderes Leben als das eigene nie kennengelernt haben.“
Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke sagte in seinem Grußwort: „Brandenburg ist in diesem Jahr Fontane-Land. Das Jubiläum wird vielfach gelebt: In Kunst und Kultur, im Tourismus und in der Bildung ebenso wie in der Kommunalpolitik, in der gesamten Region genauso wie auf Landes- und Bundesebene. Mein Dank gilt allen, die Ausstellungen, Wanderungen, Lesungen, Theateraufführungen, Workshops und Werkstätten erdacht und vorbereitet haben. Im Jubiläumsjahr präsentieren Fontane-Kenner und -Freunde lebendig und anschaulich ihre Entdeckungen, Erkenntnisse und Ansichten. Wir erleben Fontane in seiner Welt aus unserer Zeit heraus. Wir können uns spiegeln in einer vergangenen Welt, die uns noch immer prägt und berührt. Das Fontane-Jahr ist groß gedacht, und es ist ein großer Wurf gelungen!“
Der Bürgermeister der Fontanestadt Neuruppin, Jens-Peter Golde, unterstrich in seiner Begrüßung in der Kulturkirche, dass Neuruppin das Fontanejubiläumsjahr nicht nur dafür nutzen wolle, Fontanes 200. Geburtstag zu begehen. „Vielmehr muss es uns gelingen, das Format fontane.200 über das Jahr 2019 hinaus für den Kulturtourismus, die Wirtschaftsentwicklung und die Stärkung der Leuchtturmfunktion der Fontanestadt zu nutzen, denn das ist gut für die gesamte Region. Wir wollen die Fontanestadt Neuruppin deutschlandweit als Kulturstandort etablieren und zu einer Marke machen.“
Die Festrede hielt Prof. Dr. Sandra Richter, Direktorin des Deutschen Literaturarchivs in Marbach, unter dem Titel »Über Fontanes Redekunst«: „Fontane ist ein Meister des schönen Redespiels ebenso wie der ernsten, langen und wohlinszeniert misslungenen Rede…Fontane zielt vor allem auf die Bereiche, in denen die Rede an ihre Grenzen gelangt. Oder gar: den sozialen Zusammenhalt gefährdet und zum Ausschluss aus der Gesellschaft führt.“
Im Anschluss an den Festakt begleitete der musikalische Walking Act »BrassAppeal« die Gäste zur Eröffnung der Leitausstellung »fontane.200/Autor« im Museum Neuruppin.
Seit 16.30 Uhr ist die von Neuruppin und vom Potsdamer Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte gemeinsam realisierte Ausstellung für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Leitausstellung stellt die Besucher*innen mitten hinein in Theodor Fontanes Schreib- und Textwelten: Woher hat er seine Ideen? Wie erfindet er seine Figuren? fontane.200/Autor zeigt Fontane als Wortsampler, Schreibdenker und Textprogrammierer. Das Leitmotiv der Leitausstellung sind Fontanes Wort(er)findungen, die in Neuruppin das Museum und die ganze Stadt bespielen.
Die Leitausstellung ist bis zum 30. Dezember 2019 täglich – außer dienstags – von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Eintrittspreis: 8,50 €, ermäßigt 6 €. Mittwochs ist die Ausstellung von 17 bis 19 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet.
Zugleich mit dem Festakt fiel auch der Startschuss für das Programm der Fontanestadt Neuruppin und des Landkreises Ostprignitz-Ruppin. Ein kulturelles Programm in der Innenstadt gibt bis in die Abendstunden einen Vorgeschmack auf weitere Veranstaltungen im Rahmen von »fontane.200/Neuruppin« als zentraler Veranstaltungsort des Jubiläumsjahres.
Das Format »Hereinspaziert! Neuruppiner öffnen ihre Höfe und Gärten« präsentiert ab 18.30 Uhr zwei Neuruppiner Höfe, in der Präsidentenstraße 47 und in der Fischbänkenstraße 8, Lesungen mit den Schauspielern Gösta Knothe, Christine Schmidt-Schaller und Frieder Kranz. Weitere Termine gibt es im Mai, Juli und September. Im Kornspeicher Neumühle findet um 20 Uhr die Premiere zu »Theodor Fontane neu vertont mit Katharina Franck. Reinhardt Repkes Club der toten Dichter« statt. Weitere Termine folgen im Laufe des Fontanejahres.
Auch der Beginn des Themenjahres von Kulturland Brandenburg »fontane.200/Spuren« wird am heutigen Samstag eingeläutet. Rund 40 Partnerprojekte, die von Kulturland Brandenburg gefördert und koordiniert werden, präsentieren im Fontanejahr Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Theater, Tanz, Film und zeitgenössische Kunst sowie kulturtouristische Angebote im gesamten Bundesland. Im Fokus der Aktivitäten stehen Fontanes lokale Quellen und Netzwerke, die für seine Arbeit unabdingbar waren sowie die Spuren, die er bis heute hinterlassen hat.